Montag, 11. November 2013

Milch-Eis mit karamelldisierender Wirkung





Letzte Woche, als mein Freund am Abend nachhause kam, blickte er drein, als wäre ein geliebtes Haustier gestorben. Auf meine Frage, was denn passiert sei, sagte er mit schmollendem Mund: „ Jetzt hat er zugemacht, ich wollte doch noch einmal eines essen! Das ist doch ein Blödsinn, warum sollten die Menschen im Winter kein Eis essen – drinnen ist es doch warm?“ Der Verlust war quasi noch schlimmer als gedacht: Der Besitzer der Eisdiele in unserem Ort hat sich in die Winterpause zurück gezogen. Das heißt, kein Eis bis zum Frühjahr – und letztes Jahr war der Winter lang. Eine Lösung musste her: Deshalb für alle, die bei dem „Geschlossen" Schild ihrer Eisdiele schon die Tage bis zum Sommer zählen oder das Eis aus dem Supermarkt boykottieren möchten: Milcheis mit Salzkaramell.  Ohne Backofen und ohne Eismaschine.




Ohne Eismaschine: Gelato al latte


Als Erstes einen Liter Milch in einen beschichteten Kochtopf geben. Eine Vanille Schote anritzen, damit das Aroma besser austreten kann und zusammen mit 50 Gramm Zucker in die Milch geben. Das Ganze einmal aufkochen lassen und anschließend zwei Stunden ziehen lassen, bis sich etwa die Hälfte der Flüssigkeit verflüchtigt hat.

Do it yourself: die Messlatte selbst festlegen

Einen Zahnstocher nehmen, mit der Spitze am Topfboden aufsetzen und vorsichtig nach oben aus der Milch ziehen. Dabei die Oberkante mit einem Stift markieren – ähnlich einer Ölstandkontrolle ­­beim Auto. Der Zahnstocher dient als Messlatte, denn die Milch muss jetzt aufkochen und anschließend auf niedriger Temperatur vor sich hinköcheln, damit die Flüssigkeit aus der Milch verdampft. Das kann mehrere Stunden dauern. Die Milch hat die richtige Konsistenz erreicht, wenn etwa die Hälfte der Flüssigkeit sich verflüchtigt hat. Um das zu überprüfen, hilft die selbstgebastelte Messlatte. 


Hat sich die Menge halbiert, den Topf vom Herd ziehen und die Milch abkühlen lassen. In einer Schüssel 250 Milliliter Sahne steifschlagen und unter die Milch rühren. Alles in Gläser füllen und anschließend für etwa 6-7 Stunden in das Gefrierfach stellen bis das Eis fest ist.




Der Geschmack des Milcheises erinnert stark an das cremige Panna Cotta. Was ich persönlich an diesem Rezept schätze, ist die besondere Konsistenz: Sie ist ein wahres Feuerwerk für die Sinne. Da sich ein Großteil der Vanille-Partikel am Boden absetzt, thront auf dem cremigen Milcheis ein semifreddo-artiger Vanilledeckel, wenn man die Masse aus dem Glas stürzt – die feinen Kristalle knistern wenn man sie beißt und verbreiten im Mund ihr Vanille-Aroma. Was zu dem cremigen Nachtisch gereicht werden soll, bleibt jedem natürlich selbst überlassen. Ich habe mich für ein selbstgemachtes Salz-Karamell entschieden. Das kann in flüssiger Form darüber gegeben werden oder als Bonbon dazu gereicht werden. Die Karamell-Bonbons sind haltbar und können auch nach einer Woche noch gelutscht werden.




Als Bonbon getarntes Karamell-Aphrodisiakum 

Für das Karamell den Boden des beschichteten Topfes gut mit Zucker bedecken und erhitzen. Dabei den Zucker in Bewegung halten und gold-braune Körner nach oben rühren, damit alle Zuckerkristalle gleichmäßig Farbe bekommen und einen schönen Karamell-Ton annehmen. Nun die Butter stückchenweise unterrühren bis sich eine homogene Maße bildet. Zum Schluss mit etwa 100 Milliliter Sahne aufgießen und einen Esslöffel Meersalz einrühren. Wie fest das Karamell letztendlich sein soll, entscheidet die Menge Butter: Je mehr Butter desto weicher, bzw. zähflüssiger ist es und bleibt es auch. Ist der Butter- und Sahneanteil gering, wird das Karamell, wenn es abkühlt ist, hart.  Ich habe winzige Gugel-Silikonförmchen für meine Bonbons gewählt. So hab ich das köstliche selbstgemachte Karamell immer auf Vorrat und kann es spontanen Besuchern als Bonbon zum Kaffee oder geschmolzen über einem Eis servieren. 

Meine neuste Entdeckung: Das Karamell in einem Mörser zu kleinen Karamellsplittern zerstoßen und mit Früchten unter den Frühstücksjoghurt rühren.