Letzte Woche, als mein Freund am Abend nachhause kam,
blickte er drein, als wäre ein geliebtes Haustier gestorben. Auf meine Frage,
was denn passiert sei, sagte er mit schmollendem Mund: „ Jetzt hat er zugemacht,
ich wollte doch noch einmal eines essen! Das ist doch ein Blödsinn, warum
sollten die Menschen im Winter kein Eis essen – drinnen ist es doch warm?“ Der
Verlust war quasi noch schlimmer als gedacht: Der Besitzer der Eisdiele in
unserem Ort hat sich in die Winterpause zurück gezogen. Das heißt, kein Eis bis
zum Frühjahr – und letztes Jahr war der Winter lang. Eine Lösung musste her:
Deshalb für alle, die bei dem „Geschlossen" Schild ihrer Eisdiele schon die Tage bis
zum Sommer zählen oder das Eis aus dem Supermarkt boykottieren möchten:
Milcheis mit Salzkaramell. Ohne
Backofen und ohne Eismaschine.
Ohne Eismaschine: Gelato al latte
Als Erstes einen Liter Milch in einen beschichteten Kochtopf
geben. Eine Vanille Schote anritzen, damit das Aroma besser austreten kann und zusammen mit 50 Gramm Zucker in
die Milch geben. Das Ganze einmal aufkochen lassen und anschließend zwei Stunden ziehen lassen, bis sich etwa die Hälfte der Flüssigkeit verflüchtigt hat.
Do it yourself: die Messlatte selbst festlegen
Einen Zahnstocher nehmen, mit der Spitze am Topfboden
aufsetzen und vorsichtig nach oben aus der Milch ziehen. Dabei die Oberkante
mit einem Stift markieren – ähnlich einer Ölstandkontrolle beim Auto. Der Zahnstocher dient als Messlatte, denn
die Milch muss jetzt aufkochen und anschließend auf niedriger Temperatur vor
sich hinköcheln, damit die Flüssigkeit aus der Milch verdampft. Das kann mehrere
Stunden dauern. Die Milch hat die richtige Konsistenz erreicht, wenn etwa die
Hälfte der Flüssigkeit sich verflüchtigt hat. Um das zu überprüfen, hilft die
selbstgebastelte Messlatte.
Hat sich die Menge halbiert, den Topf vom Herd
ziehen und die Milch abkühlen lassen. In einer Schüssel 250 Milliliter Sahne
steifschlagen und unter die Milch rühren. Alles in Gläser füllen und anschließend
für etwa 6-7 Stunden in das Gefrierfach stellen bis das Eis fest ist.
Der Geschmack des Milcheises erinnert stark an das cremige Panna Cotta. Was ich persönlich an diesem Rezept schätze, ist die besondere Konsistenz: Sie ist ein wahres Feuerwerk für die Sinne. Da sich ein Großteil der Vanille-Partikel am Boden absetzt, thront auf dem cremigen Milcheis ein semifreddo-artiger Vanilledeckel, wenn man die Masse aus dem Glas stürzt – die feinen Kristalle knistern wenn man sie beißt und verbreiten im Mund ihr Vanille-Aroma. Was zu dem cremigen Nachtisch gereicht werden soll, bleibt jedem natürlich selbst
überlassen. Ich habe mich für ein selbstgemachtes Salz-Karamell
entschieden. Das kann in flüssiger
Form darüber gegeben werden oder als Bonbon dazu gereicht werden. Die Karamell-Bonbons sind haltbar und können auch nach einer Woche noch gelutscht werden.
Als Bonbon getarntes Karamell-Aphrodisiakum
Für das Karamell den Boden des beschichteten Topfes gut mit
Zucker bedecken und erhitzen. Dabei den Zucker in Bewegung halten und
gold-braune Körner nach oben rühren, damit alle Zuckerkristalle gleichmäßig Farbe
bekommen und einen schönen Karamell-Ton annehmen. Nun die Butter stückchenweise unterrühren bis sich eine homogene Maße bildet. Zum Schluss mit
etwa 100 Milliliter Sahne aufgießen und einen Esslöffel Meersalz einrühren. Wie fest
das Karamell letztendlich sein soll, entscheidet die Menge Butter: Je mehr
Butter desto weicher, bzw. zähflüssiger ist es und bleibt es auch. Ist der
Butter- und Sahneanteil gering, wird das Karamell, wenn es abkühlt ist, hart. Ich habe winzige Gugel-Silikonförmchen
für meine Bonbons gewählt. So hab ich das köstliche selbstgemachte Karamell
immer auf Vorrat und kann es spontanen Besuchern als Bonbon zum Kaffee oder
geschmolzen über einem Eis servieren.
Meine neuste Entdeckung: Das Karamell in einem Mörser zu kleinen Karamellsplittern zerstoßen und mit Früchten unter den Frühstücksjoghurt rühren.