Dienstag, 28. Mai 2013

Sauer macht lustig

© Bilder Franziska Heinz


Eigentlich sollte der Sommer bald vor der Tür stehen, doch so wie es aussieht lässt dieser noch einige Zeit auf sich warten. In der Zwischenzeit verbringt man die Tage bei verschlossenem Fenster auf dem Sofa und blickt Trübsal blasend in den Regen hinaus. Während hier eine Massendepression ausbricht, sieht es nicht weit entfernt ganz anders aus. 

Denn obwohl es fast jeden Mai an den rauen Küsten Englands aussieht, wie bei uns in diesem Jahr, denkt man sich dort Besseres aus, als den Kopf hängen zu lassen. Wer auf Antidepressiva verzichten will, hält sich am besten an das alte Sprichwort Sauer macht lustig. Tatsächlich sind Lebensmittel, die sauer schmecken, gut für den Körper, da sie den Säure-Base-Haushalt regeln. Zusätzlich erfrischen sie bei jedem Wetter Leib und Seele.  Schön, wenn es dann auch noch so gut schmeckt, wie diese Classic Lemon Tarte.





Rezept für die Classic Lemon Tarte

Vor dem Backen sollte man beachten, dass die Tarte mindestens acht Stunden kalt stehen muss, bevor sie gegessen werden kann. Die Kühlzeit lässt die Zitronenmasse hart werden.

Den perfekten Boden für die klassische Zitronentarte bietet ein einfacher Mürbteig. Um den Teig möglichst stabil zu halten, sollten alle benötigten Produkte kalt sein.

Für den Teig werden Mehl und Zucker in einer großen Schüssel miteinander verrührt.  Nun wird die Vanilleschote der länge nach aufgeschnitten und das schwarze Mark mit einem Messer herausgekratzt. Zusammen mit dem Ei und der Butter wird die Masse mit kurzen Knetbewegungen zu einem festen Teig geformt. Dieser muss nun zwei Stunden in Frischhaltefolie eingepackt im Kühlschrank liegen.




Die Zitronenmasse

Um der klassischen Zitronentarte ihre prägnante Säure zu verleihen, ist es besonders wichtig auf die Qualität der Zitronen zu achten. Auf keinen Fall dürfen diese gespritzt oder behandelt sein. Oft werden solche Früchte vor dem Versand mit einer Wachsschicht eingerieben, damit sie länger haltbar sind – leider aber auch ungenießbar. Zusätzlich ist es immer ratsam, große Früchte zu nehmen, da die Menge an Saft und Fruchtfleisch variieren kann.

Zuerst werden Eier und Eigelb mit einem Schneebesen verrührt bis eine homogene Masse entsteht. Diese wird zusammen mit Zitronensaft, dem Abrieb der Zitronenschale und Zucker in einem Topf auf mittlerer Hitze vermengt. Sobald sich der Zucker aufgelöst hat, kann man die Hälfte der Butter unterrühren. Unter ständigem Rühren wird der zweite Teil der Butter und danach die Speisestärke hinzugefügt, sobald die Masse fester wird. Auf geringer Hitze kann der Inhalt nun ein wenig vor sich hin köcheln. Allerdings sollte man hin und wieder umrühren.




Fertig ist die Zitronentarte

Die Tarteform mit Butter bestreichen und Mehl bestäuben. Den fertigen Rührteig mit einem Nudelholz ausrollen und die Form mit dem Teig ausdecken. 

Die Zitronenmasse kann jetzt von der Herdplatte genommen werden und solange gerührt werden, bis sie lauwarm ist. Die noch warme Masse in die Tarteform gießen. Die Tarte wird anschließen ungefähr eine halbe Stunde gebacken. Hier sollte unbedingt der Test mit einem Holzspieß gemacht werden. Wenn nicht nur die Zitronenmasse, sondern auch noch der Teig des Tartebodens an dem Spieß klebt, muss man noch warten.

Sobald die Tarte aus dem Ofen kommt, sollte sie abgedeckt werden und mindestens acht Stunden im Kühlschrank fest werden.





Für mich ist diese klassische Zitronentarte der Inbegriff Englands. Tosende Winde rütteln an den Fensterläden, während man sich drinnen am Kamin mit einem Stück selbstgemachter Tarte und einer Tasse Earl Grey aufwärmt. 

Immer dann, wenn die Winterdepression anhält, obwohl der Kalender bereits Frühling anzeigt, kommt die Classic Lemon Tarte auf den Tisch.




Tobias

Mittwoch, 22. Mai 2013

Ode an den Gugelhupf


© Bilder Franziska Heinz


Neben Reizwortgeschichten steht meistens das Schreiben von Rezepten auf dem Lehrplan der zweiten Klasse.  Mein Bruder, damals noch nicht älter als acht Jahre, war wohl angesichts seiner Leibspeise Salami mit Vanillejoghurt ein hoffnungsloser Fall. Gutmütig hat unsere Mutter ein einfaches Rezept herausgekramt und ist es Schritt für Schritt mit ihm durchgegangen. Der Back-Versuch gelang, auch wenn die Note aufgrund des Titels weniger schmackhaft war -  „Der Google-Hupf“ liegt aber bis heute noch wohlbehütet in unserem Kochbuch.



Die Gugel-Suche

Googelt man den Gugel erscheinen über 1,2 Millionen Treffer, denn bei dem Gugelhupf handelt es sich schon lange nicht mehr um den charakteristischen Hefeteig mit Rosinen. Verbindet man seinen Namen nicht gerade mit einer Suchmaschine, denken die meisten Menschen eher an seine markante Backform: Ein runder Napf in Kranzform mit einem Loch in der Mitte, das an einen Schornstein erinnert –  Zutaten, Geschmack und Größe variieren.  

Die erste Kuchenpraline der Welt

Die kleinen Gugelförmchen haben es mir besonders angetan. Erfinderin dieser ist Chalwa Heigl, die 2009 ihr Unternehmen "DerGugl" gegründet hat. Angelehnt an die Modewelt gibt es die kleinen Naschereien in einer Frühjahr/Sommer- und einer Herbst/Winter-Gugl-Kollektion mit je neun verschiedenen Geschmacksrichtungen. Die Backstube „DerGugl“ liegt im Herzen von München. Dort veranstaltet Heigl Gugl-Kurse und Events. (Mehr dazu bald auf unserem Blog) Die kleinen Leckereien haben einen eigenen Onlineauftritt, wo man sie bestellen oder an Freunde verschicken kann. Im Oktober 2011 erschien im Südwest-Verlag  das „DERGUGL-Backbuch-Set“ mit einer Backform für 18 kleine Gugl und den Rezepten zum selber backen. Wer sich in die Miniversionen des Gugelhupfs genau so verliebt hat wie ich, kann diese für unsere Rotwein-Schokoladen–Gugelhupferl verwenden.





Bestens in Form

Damit die kleinen Kunstwerke nicht nur besonders gut schmecken, sondern auch verführerisch aussehen, werden alle Zutaten auf  Zimmertemperatur gebracht. So können sie sich später besser vermengen und erhalten eine gleichmäßige Oberflächenstruktur. Gugelhupfformen schon vor Beginn einfetten und mit Mehl bestäuben. Anschließend den Backofen auf 210 Grad vorheizen.  

Als erstes zerlässt man 60 Gramm Butter über einem Wasserbad. Ist die Butter vollständig geschmolzen, wird der Puderzucker vorsichtig hinzugesiebt und anschließend glatt gerührt. Nun die Schale mit der Masse vom Wasserbad nehmen und durch eine Zweite ersetzen, um dort die 35 Gramm dunkle Kuvertüre zu schmelzen. Als nächstes gibt man der Butter und dem Puderzucker ein Ei hinzu, sowie die vollständig geschmolzene Kuvertüre.

Verwendet man eine Kuvertüre mit einem hohen Schokoladen-Anteil, entwickeln die kleinen Gugel einen besonders feinen Geschmack. Vollmilchschokolade wäre zu süß und der herbe, aromatische Geschmack würde verloren gehen.  Je höher der Kakao-Anteil, desto besser. Der Puderzucker sorgt dafür, dass sie nicht zu bitter werden.

Im Wein liegt die Wahrheit - und das Aroma unserer Gugel

Was folgt ist eine kleine Weinprobe. Denn die Intensität des Weins sollte gut an die Kuvertüre angepasst werden. Ist der Wein zu schwach, geht er vielleicht unter. Ist er hingegen zu stark, kann es passieren, dass Gastgeber und Gäste in Kürze betrunken „herumgugeln.“ Hat man sich für einen Wein entschieden, werden ungefähr 30 Milliliter davon zur Masse hinzugegeben. Portwein ist immer eine passende Alternative.

Beschwippst geht es weiter. 80 Gramm Mehl und 15 Gramm Kakaopulver zusammensieben und unter die Masse haben. Somit wäre der Teig fertig.

Zu guter Letzt den Teig in die Gugelhupfform füllen. Das kann schnell in eine kleine Sauerei ausarten, vor allem wenn man noch kurz zuvor den Wein verkostet hat. Um das zu vermeiden, verwendet man einen kleinen Löffel oder noch besser einen Spritzbeutel – so fern man weiß wie man ihn bedient, denn das kann eine Wissenschaft für sich sein. Die kleinen Gugel zehn Minuten backen, anschließend auskühlen lassen und vorsichtig aus der Form lösen, damit die kranzartige Struktur nicht zerstört wird.

Während der Dekor eines einzelnen Cup Cakes ganze Märchen zu erzählen vermag, lautet die Devise der Gugel: Weniger ist mehr. In einer sich ständig wandelnden Welt besticht der Gugelhupf durch seine Schlichtheit und zeitlose Eleganz. Erinnert man sich zurück an seine Kindheit, egal ob an Omas Sonntagskuchen oder Mamas schokoladigen Marmorkuchen, erkennt man: Selbst als wacklige Puddingform lässt sich der Gugelhupf von nichts erschüttern.








Franziska

Montag, 20. Mai 2013

Willkommen im Westend




© Bilder Franziska Heinz


                                                                                                                                                
Hans Mier steht in abblätternder Schrift an der Hauswand und erinnert an die Zeit, als sich hier noch ein traditionelles Textilgeschäft befand. Heute sind die Schaufenster mit Sitzgruppen und kleinen Raritäten bestückt und lassen erahnen, wie schnell die Zeit vergeht. Statt Spitze, Strümpfen und Strickwaren kommen hier im Ladencafé Marais Tag für Tag hausgemachte Kuchen auf den Tisch. 






Das Münchner Westend gehört zu jenen Stadtteilen, die sich auf halbem Weg zum Szeneviertel befinden. Noch kann man hier gemütlich weilen, ohne auf Scharen von Touristen zu treffen. Zwischen kleinen Boutiquen, Secondhand-Läden und Waschsalons befindet sich eines der liebevollst eingerichteten Cafés ganz Münchens. Dank seinen bis zur Decke ragenden Regalen aus den zwanziger Jahren, hat man das Gefühl, die Zeit würde still stehen. Neben französischen Seifen, alten Uhren und Süßkram aus aller Welt, kann man so manchen Schatz entdecken, für den allein es sich schon lohnt vorbei zu schauen. Zur zusätzlichen Entspannung empfehlen wir die Gateau au Chocolat, eine Schokotarte, die es in sich hat und jeden Tag zum schokoladigsten des Jahres macht. 











Benannt nach dem Pariser Stadtteil Marais, lockt das Café mit jener typisch französischen Stimmung, die man sogar in Paris nur noch selten findet. Ruhe und Gelassenheit scheinen sich hier versteckt zu haben. Doch nicht nur die ausgezeichneten Kuchen zu fairen Preisen (3€ für die Tageskuchen) locken junge Familien und Kreative aller Art ins Marais. Auch das herzliche Personal, das sich gerne Zeit nimmt, um mit den Kunden über dies und jenes zu plaudern ist ein Grund immer wieder herzukommen. 




Wann immer wir eine kleine Auszeit vom stressigen Alltag brauchen, gönnen wir uns dort eine kurze Verschnaufpause. Während vor der Tür die Zeit weiter eilt, scheint sie hier zwischen Kaffee und Kuchen still zustehen. Denn trotz der tickenden Uhr an der Wand, wundert man sich, wenn auf einmal mehrere Stunden verflogen sind. 





Ladencafé Marais
Parkstraße 2
80339 München
Tel.:  089 500 94 552
E-Mail: info@cafe-marais.de


Tobias

Donnerstag, 16. Mai 2013

Schneewittchen und die sieben Törtchen



© Bilder Franziska Heinz


Äpfel sind köstlich – das wusste auch Schneewittchen und verzehrte sie bis zum Tod. Weil unsere Variante aber weniger tödlich ist, dafür mehr Vitamine hat, haben wir uns unsterblich in die kleinen Apfel-Mürbteig-Törtchen verliebt.




Da während der Zubereitung wichtig ist, dass die Zutaten kalt bleiben, darf alles nur kurz und so schnell wie möglich geknetet werden. Zunächst gibt man 300 Gramm Mehl auf ein Brett, formt einen vulkanähnlichen Hügel und macht einen kleinen Krater in die Spitze. Die Butter vor dem Backen aus dem Kühlschrank nehmen und in kleine Stücke würfeln, so lässt sie sich am besten kneten. Diese Würfel in die Mehlmulde geben. Danach zwei Eigelb aufschlagen und ebenfalls dazugeben. 

Ich persönlich achte sehr darauf, dass das Eigelb einen leuchtenden Gelbton hat, da der gebackene Teig so appetitlicher aussieht. Dafür eignen sich am besten Eier von Hühnern aus Freilandhaltung, die mit Mais gefüttert werden, da diese den schönsten Dotter haben.




Sind alle Zutaten zusammen, knetet man alles so sorgfältig wie möglich. Das kann ein bisschen dauern, da das Ganze ein fester Teig werden soll und das Mehl sich mit dem Rest vermengen muss. Am Ende verpackt man den festen Klumpen in Frischhaltefolie und lässt ihn mindestens zwei Stunden im Kühlschrank ruhen.

Ist die Wartezeit vorbei, wird der Ofen auf 180 bis 200 Grad Umluft vorgeheizt und der Teig etwa einen halben Zentimeter Dick ausgerollt. Mit einer runden Form werden nun die einzelnen Törtchen ausgestochen. Jedes Einzelne von ihnen kommt in eine kleine Kuchenform. Diese sollte kalt und am besten nicht eingefettet sein, da der Teig sonst über den Rand fließt. Kurz festdrücken und nun geht es auch schon an den Belag. 

Je nach Jahreszeit, Stimmung oder Vorlieben werden Früchte geschnitten. Wir haben uns neben Äpfeln für Cranberries entschieden, da sie süß schmecken und zu dem noch nicht ganz sommerlichen Wetter passen. Die Schneewittchenfrucht in Zehntel schneiden, zusammen mit den Beeren auf den Törtchen anrichten und 10-15 Minuten backen.






Während die böse Hexe in Grimms Märchen mit dem vergifteten Apfel schaden will, machen wir das Beste aus ihm. Diese Küchlein wären Schneewittchen sicher nicht im Hals stecken geblieben, denn die feinen Törtchen zergehen direkt auf der Zunge.


Elena