© Bilder Franziska Heinz |
Neben Reizwortgeschichten steht meistens das Schreiben von
Rezepten auf dem Lehrplan der zweiten Klasse. Mein Bruder, damals noch nicht älter als acht Jahre, war
wohl angesichts seiner Leibspeise Salami mit Vanillejoghurt ein hoffnungsloser
Fall. Gutmütig hat unsere Mutter ein einfaches Rezept herausgekramt und ist es
Schritt für Schritt mit ihm durchgegangen. Der Back-Versuch gelang, auch wenn
die Note aufgrund des Titels weniger schmackhaft war - „Der Google-Hupf“ liegt aber bis heute
noch wohlbehütet in unserem Kochbuch.
Die Gugel-Suche
Googelt man den Gugel erscheinen über 1,2 Millionen Treffer,
denn bei dem Gugelhupf handelt es sich schon lange nicht mehr um den
charakteristischen Hefeteig mit Rosinen. Verbindet man seinen Namen nicht
gerade mit einer Suchmaschine, denken die meisten Menschen eher an seine
markante Backform: Ein runder Napf in Kranzform mit einem Loch in der Mitte,
das an einen Schornstein erinnert –
Zutaten, Geschmack und Größe variieren.
Die erste
Kuchenpraline der Welt
Die
kleinen Gugelförmchen haben es mir besonders angetan. Erfinderin dieser ist Chalwa Heigl, die 2009 ihr Unternehmen "DerGugl" gegründet hat. Angelehnt an
die Modewelt gibt es die kleinen Naschereien in einer Frühjahr/Sommer- und einer
Herbst/Winter-Gugl-Kollektion mit je neun verschiedenen Geschmacksrichtungen. Die
Backstube „DerGugl“ liegt im Herzen von München. Dort veranstaltet Heigl Gugl-Kurse und Events. (Mehr dazu bald auf unserem Blog) Die kleinen
Leckereien haben einen eigenen Onlineauftritt, wo man sie bestellen oder an
Freunde verschicken kann. Im Oktober 2011 erschien im Südwest-Verlag das „DERGUGL-Backbuch-Set“ mit einer
Backform für 18 kleine Gugl und den
Rezepten zum selber backen. Wer sich in die Miniversionen des Gugelhupfs genau so
verliebt hat wie ich, kann diese für unsere Rotwein-Schokoladen–Gugelhupferl
verwenden.
Bestens in Form
Damit die kleinen Kunstwerke nicht nur besonders gut
schmecken, sondern auch verführerisch aussehen, werden alle Zutaten auf Zimmertemperatur gebracht. So können sie
sich später besser vermengen und erhalten eine gleichmäßige
Oberflächenstruktur. Gugelhupfformen schon vor Beginn einfetten und mit Mehl
bestäuben. Anschließend den Backofen auf 210 Grad vorheizen.
Als erstes zerlässt man 60 Gramm Butter über einem
Wasserbad. Ist die Butter vollständig geschmolzen, wird der Puderzucker
vorsichtig hinzugesiebt und anschließend glatt gerührt. Nun die Schale mit der
Masse vom Wasserbad nehmen und durch eine Zweite ersetzen, um dort die 35 Gramm
dunkle Kuvertüre zu schmelzen. Als nächstes gibt man der Butter und dem Puderzucker ein Ei hinzu, sowie die vollständig geschmolzene Kuvertüre.
Verwendet man eine Kuvertüre mit einem hohen Schokoladen-Anteil, entwickeln die kleinen Gugel einen besonders feinen
Geschmack. Vollmilchschokolade wäre zu süß und der herbe, aromatische Geschmack würde
verloren gehen. Je höher der Kakao-Anteil, desto besser. Der Puderzucker sorgt dafür, dass sie nicht zu bitter werden.
Im Wein liegt die
Wahrheit - und das Aroma unserer Gugel
Was folgt ist eine kleine Weinprobe. Denn die Intensität des
Weins sollte gut an die Kuvertüre angepasst werden. Ist der Wein zu schwach,
geht er vielleicht unter. Ist er
hingegen zu stark, kann es passieren, dass Gastgeber und Gäste in Kürze betrunken
„herumgugeln.“ Hat man sich für einen Wein entschieden, werden ungefähr 30
Milliliter davon zur Masse hinzugegeben. Portwein ist immer eine passende Alternative.
Beschwippst geht es weiter. 80 Gramm Mehl und 15 Gramm Kakaopulver
zusammensieben und unter die Masse haben. Somit wäre der Teig fertig.
Zu guter Letzt den Teig in die Gugelhupfform füllen. Das
kann schnell in eine kleine Sauerei ausarten, vor allem wenn man noch kurz
zuvor den Wein verkostet hat. Um das zu vermeiden, verwendet man einen kleinen Löffel oder
noch besser einen Spritzbeutel – so fern man weiß wie man ihn bedient, denn das
kann eine Wissenschaft für sich sein. Die kleinen Gugel zehn Minuten backen, anschließend
auskühlen lassen und vorsichtig aus der Form lösen, damit die kranzartige
Struktur nicht zerstört wird.
Während der Dekor eines einzelnen Cup Cakes ganze Märchen zu erzählen vermag, lautet die Devise der Gugel: Weniger ist mehr. In einer sich ständig wandelnden Welt besticht der Gugelhupf durch seine Schlichtheit und zeitlose Eleganz. Erinnert man sich zurück an seine Kindheit, egal ob an Omas Sonntagskuchen oder Mamas schokoladigen Marmorkuchen, erkennt man: Selbst als wacklige Puddingform lässt sich der Gugelhupf von nichts erschüttern.
Franziska
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