Mittwoch, 22. Mai 2013

Ode an den Gugelhupf


© Bilder Franziska Heinz


Neben Reizwortgeschichten steht meistens das Schreiben von Rezepten auf dem Lehrplan der zweiten Klasse.  Mein Bruder, damals noch nicht älter als acht Jahre, war wohl angesichts seiner Leibspeise Salami mit Vanillejoghurt ein hoffnungsloser Fall. Gutmütig hat unsere Mutter ein einfaches Rezept herausgekramt und ist es Schritt für Schritt mit ihm durchgegangen. Der Back-Versuch gelang, auch wenn die Note aufgrund des Titels weniger schmackhaft war -  „Der Google-Hupf“ liegt aber bis heute noch wohlbehütet in unserem Kochbuch.



Die Gugel-Suche

Googelt man den Gugel erscheinen über 1,2 Millionen Treffer, denn bei dem Gugelhupf handelt es sich schon lange nicht mehr um den charakteristischen Hefeteig mit Rosinen. Verbindet man seinen Namen nicht gerade mit einer Suchmaschine, denken die meisten Menschen eher an seine markante Backform: Ein runder Napf in Kranzform mit einem Loch in der Mitte, das an einen Schornstein erinnert –  Zutaten, Geschmack und Größe variieren.  

Die erste Kuchenpraline der Welt

Die kleinen Gugelförmchen haben es mir besonders angetan. Erfinderin dieser ist Chalwa Heigl, die 2009 ihr Unternehmen "DerGugl" gegründet hat. Angelehnt an die Modewelt gibt es die kleinen Naschereien in einer Frühjahr/Sommer- und einer Herbst/Winter-Gugl-Kollektion mit je neun verschiedenen Geschmacksrichtungen. Die Backstube „DerGugl“ liegt im Herzen von München. Dort veranstaltet Heigl Gugl-Kurse und Events. (Mehr dazu bald auf unserem Blog) Die kleinen Leckereien haben einen eigenen Onlineauftritt, wo man sie bestellen oder an Freunde verschicken kann. Im Oktober 2011 erschien im Südwest-Verlag  das „DERGUGL-Backbuch-Set“ mit einer Backform für 18 kleine Gugl und den Rezepten zum selber backen. Wer sich in die Miniversionen des Gugelhupfs genau so verliebt hat wie ich, kann diese für unsere Rotwein-Schokoladen–Gugelhupferl verwenden.





Bestens in Form

Damit die kleinen Kunstwerke nicht nur besonders gut schmecken, sondern auch verführerisch aussehen, werden alle Zutaten auf  Zimmertemperatur gebracht. So können sie sich später besser vermengen und erhalten eine gleichmäßige Oberflächenstruktur. Gugelhupfformen schon vor Beginn einfetten und mit Mehl bestäuben. Anschließend den Backofen auf 210 Grad vorheizen.  

Als erstes zerlässt man 60 Gramm Butter über einem Wasserbad. Ist die Butter vollständig geschmolzen, wird der Puderzucker vorsichtig hinzugesiebt und anschließend glatt gerührt. Nun die Schale mit der Masse vom Wasserbad nehmen und durch eine Zweite ersetzen, um dort die 35 Gramm dunkle Kuvertüre zu schmelzen. Als nächstes gibt man der Butter und dem Puderzucker ein Ei hinzu, sowie die vollständig geschmolzene Kuvertüre.

Verwendet man eine Kuvertüre mit einem hohen Schokoladen-Anteil, entwickeln die kleinen Gugel einen besonders feinen Geschmack. Vollmilchschokolade wäre zu süß und der herbe, aromatische Geschmack würde verloren gehen.  Je höher der Kakao-Anteil, desto besser. Der Puderzucker sorgt dafür, dass sie nicht zu bitter werden.

Im Wein liegt die Wahrheit - und das Aroma unserer Gugel

Was folgt ist eine kleine Weinprobe. Denn die Intensität des Weins sollte gut an die Kuvertüre angepasst werden. Ist der Wein zu schwach, geht er vielleicht unter. Ist er hingegen zu stark, kann es passieren, dass Gastgeber und Gäste in Kürze betrunken „herumgugeln.“ Hat man sich für einen Wein entschieden, werden ungefähr 30 Milliliter davon zur Masse hinzugegeben. Portwein ist immer eine passende Alternative.

Beschwippst geht es weiter. 80 Gramm Mehl und 15 Gramm Kakaopulver zusammensieben und unter die Masse haben. Somit wäre der Teig fertig.

Zu guter Letzt den Teig in die Gugelhupfform füllen. Das kann schnell in eine kleine Sauerei ausarten, vor allem wenn man noch kurz zuvor den Wein verkostet hat. Um das zu vermeiden, verwendet man einen kleinen Löffel oder noch besser einen Spritzbeutel – so fern man weiß wie man ihn bedient, denn das kann eine Wissenschaft für sich sein. Die kleinen Gugel zehn Minuten backen, anschließend auskühlen lassen und vorsichtig aus der Form lösen, damit die kranzartige Struktur nicht zerstört wird.

Während der Dekor eines einzelnen Cup Cakes ganze Märchen zu erzählen vermag, lautet die Devise der Gugel: Weniger ist mehr. In einer sich ständig wandelnden Welt besticht der Gugelhupf durch seine Schlichtheit und zeitlose Eleganz. Erinnert man sich zurück an seine Kindheit, egal ob an Omas Sonntagskuchen oder Mamas schokoladigen Marmorkuchen, erkennt man: Selbst als wacklige Puddingform lässt sich der Gugelhupf von nichts erschüttern.








Franziska

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