Freitag, 6. November 2015

Ein bisschen Kuchentratsch zu Beginn


Ich kann es kaum glauben, dass zwei Jahre vergangen sind, seitdem ich Euch meinen letzten Kuchen hier auf dem Blog serviert habe. Vorab: Es lag nicht am letzten Rezept, ich habe keine Überdosis Schokolade erwischt und auch allen Bebackten geht es gut – inklusive Pudel – nur der hat ein paar Wohlfühl-Kilos zugenommen, seitdem er zu uns gekommen ist. Wie es manchmal so ist, häufen sich einfach die Ereignisse und der Blog musste ruhen. Jetzt geht es weiter und ich freue mich meine Erlebnisse am Backofen mit Euch zu teilen. Wer neugierig geworden ist, darf an dieser Stelle gerne weiterlesen – oder mit anderen Worten: Was bisher geschah...

Samstag, 22. März 2014

Tante Helenes Birnen-Kuchen

© Bilder Franziska Heinz
© Illustrationen Franziska Heinz












Bevor ein Rezept es in das Blog schafft, muss es sich dem Urteil von Familie und Freunden stellen. Dabei werden wortwörtlich Birnen mit Äpfeln verglichen: "Birnen sind doch gelb? Das muss eine besondere Apfel-Art sein" und "mild wie eine Birne, aber saftiger – passt zur Schokolade" oder "Schokoladen-Kuchen mit Birnen – also Birne Helene", schmunzelt ein Freund mit einem breiten Lächeln – und Schoko-Krümeln an seiner Oberlippe. Gelächter in der Runde. Er spielt auf Loriots "Pappa Ante Portas" an: Als der pensionierte Herr Lohse stößt Loriot immer wieder auf falsche Helenen und belehrt sein Gegenüber, wie eine richtige Birne Helene auszusehen hat: eine gekochte Birne mit Vanilleeis und mit heißer Schokolade. Dabei trifft er auf nur wenig Verständnis und treibt seine Frau zur Weißglut.  Dem Pudel scheint das währenddessen egal zu sein – er wartet und weiß: Die Birne fällt nicht weit vom Teller.


Sonntag, 2. März 2014

Ohne viele Worte: Der Windbeutel








© Bilder Franziska Heinz

„(...) the word that surfaced again and again was windbag“ – mit diesen Worten beschrieb ein Autor der Times seinen Interview Partner, einen New Yorker PR-Manager. „Windbag“, also wortwörtlich: Windbeutel – das kleine luftige Brandteig-Gebäcke mit der sahnigen Füllung, das so himmlisch schmeckt. Wie sieht allerdings eine Person aus, welche die Assoziation eines Windbeutels hervorruft? Daraufhin ploppte auch in meiner Vorstellung ein cremiger Windbeutel nach dem Anderen auf. Offensichtlich abgelenkt von meinem knurrenden Magen, kam mir erst nach ein paar langen Minuten die Erkenntnis, dass der Begriff Windbeutel, ebenso wie im Englischen, auch im Deutschen für Menschen verwendet wird, die gerne und viel reden – das Gesprochene hat dabei selten viel Inhalt. Die kulinarischen Windbeutel versprechen hingegen aber nicht zu viel.

Montag, 16. Dezember 2013

Neuschnee-Kuchen









Kokosflocken, Alkohol, und eine Torte? Karibisches Flair in der Küche – wohl etwas fehl am Platz. Schließlich ist bald Weihnachten, die Zeit der Plätzchen, Lebkuchen und heißen Getränke. Wirft man einen Blick nach draußen verfliegt jegliche Weihnachtsstimmung: die Sonne scheint und von Schneeflocken nichts zu sehen. Ob nun die sonnige Aussicht oder der sehnliche Wunsch nach Schnee mich beeinflusst haben, kann ich nicht sagen; was ich weiß: Der Neuschnee-Kuchen schmeckt zu jeder Jahreszeit!

So kommt der Schnee in den Kuchen – der Rührteig

Zu Beginn zwei kleine, runde Springformen mit einem Durchmesser von  je 16 cm mit Butter einfetten und, statt mit Mehl, mit Semmelbrösel mehlieren. Den Ofen auf 180 Grad vorheizen.

Die Zutaten rechtzeitig vor der Zubereitung aus dem Kühlschrank nehmen, damit sie die Zimmertemperatur annehmen – das ist wichtig, damit sie sich leichter verbinden und zu einer homogenen Masse werden. Als erstes wird die weiche Butter zusammen mit dem Zucker schaumig geschlagen. Dafür zwei der Eier ganz in die Schüssel schlagen und unter die Butterschaum-Masse rühren. Die restlichen drei Eier trennen und das Eiklar in einer separaten Schüssel zu einem steifen Eischnee schlagen. Die übrigen Eigelbe ebenfalls unter den Butter-Schaum rühren und mit 100 Milliliter Eierlikör und einer Prise Bourbonvanille verfeinern. Nun das Mehl zusammen mit den Kokosflocken und der Speisestärke hinzugeben. Zum Schluss das steif-geschlagene Eiklar unterheben. Hat sich alles gut vermengt, gibt man etwa vier Esslöffel Milch in den Teig – wahlweise mehr, wichtig ist, dass die Masse leicht vom Löffel fällt.

Den Teig gleichmäßig auf die beiden Formen aufteilen und bei 180 Grad Umluft 45 Minuten im Ofen backen. Damit der Kuchen seine kühle Blässe behält, die Formen mit Backpapier bedecken. Nach dem Backen auf ein Gitter stürzen und abkühlen lassen.

Schneegestöber – die einfache Butter Creme:

Aus Milch Zucker und Puddingpulver, einen Pudding nach Angaben des Päckchens kochen. Einmal aufkochen lassen, bis die Flüssigkeit Bläschen wirft, die Temperatur verringern und unter Rühren abkühlen lassen. 

Tipp: Für das Rezept habe ich ein Päckchen Vanille-Pudding aus dem Bio-Markt verwendet, da er erfahrungsgemäß nach dem Kochen nicht so gelb wird wie ein herkömmlicher Pudding und die weißen Kokosflocken darauf besser zur Geltung kommen. 

Die weiche Butter mit dem Puderzucker schaumig rühren und die Puddingmasse nach und nach unterheben. Anschließend in den Kühlschrank stellen, bis die Masse zu stocken beginnt. Als erstes die Oberfläche des ersten Kuchens bestreichen und die zweite Hälfte darauf platzieren, so haften die Hälften besonders gut. Im Anschluss den gesamten Kuchen mit der Buttercreme bedecken. Zu guter letzt die Kokosflocken darüber streuen. 

Montag, 11. November 2013

Milch-Eis mit karamelldisierender Wirkung





Letzte Woche, als mein Freund am Abend nachhause kam, blickte er drein, als wäre ein geliebtes Haustier gestorben. Auf meine Frage, was denn passiert sei, sagte er mit schmollendem Mund: „ Jetzt hat er zugemacht, ich wollte doch noch einmal eines essen! Das ist doch ein Blödsinn, warum sollten die Menschen im Winter kein Eis essen – drinnen ist es doch warm?“ Der Verlust war quasi noch schlimmer als gedacht: Der Besitzer der Eisdiele in unserem Ort hat sich in die Winterpause zurück gezogen. Das heißt, kein Eis bis zum Frühjahr – und letztes Jahr war der Winter lang. Eine Lösung musste her: Deshalb für alle, die bei dem „Geschlossen" Schild ihrer Eisdiele schon die Tage bis zum Sommer zählen oder das Eis aus dem Supermarkt boykottieren möchten: Milcheis mit Salzkaramell.  Ohne Backofen und ohne Eismaschine.




Ohne Eismaschine: Gelato al latte


Als Erstes einen Liter Milch in einen beschichteten Kochtopf geben. Eine Vanille Schote anritzen, damit das Aroma besser austreten kann und zusammen mit 50 Gramm Zucker in die Milch geben. Das Ganze einmal aufkochen lassen und anschließend zwei Stunden ziehen lassen, bis sich etwa die Hälfte der Flüssigkeit verflüchtigt hat.

Do it yourself: die Messlatte selbst festlegen

Einen Zahnstocher nehmen, mit der Spitze am Topfboden aufsetzen und vorsichtig nach oben aus der Milch ziehen. Dabei die Oberkante mit einem Stift markieren – ähnlich einer Ölstandkontrolle ­­beim Auto. Der Zahnstocher dient als Messlatte, denn die Milch muss jetzt aufkochen und anschließend auf niedriger Temperatur vor sich hinköcheln, damit die Flüssigkeit aus der Milch verdampft. Das kann mehrere Stunden dauern. Die Milch hat die richtige Konsistenz erreicht, wenn etwa die Hälfte der Flüssigkeit sich verflüchtigt hat. Um das zu überprüfen, hilft die selbstgebastelte Messlatte. 


Hat sich die Menge halbiert, den Topf vom Herd ziehen und die Milch abkühlen lassen. In einer Schüssel 250 Milliliter Sahne steifschlagen und unter die Milch rühren. Alles in Gläser füllen und anschließend für etwa 6-7 Stunden in das Gefrierfach stellen bis das Eis fest ist.




Der Geschmack des Milcheises erinnert stark an das cremige Panna Cotta. Was ich persönlich an diesem Rezept schätze, ist die besondere Konsistenz: Sie ist ein wahres Feuerwerk für die Sinne. Da sich ein Großteil der Vanille-Partikel am Boden absetzt, thront auf dem cremigen Milcheis ein semifreddo-artiger Vanilledeckel, wenn man die Masse aus dem Glas stürzt – die feinen Kristalle knistern wenn man sie beißt und verbreiten im Mund ihr Vanille-Aroma. Was zu dem cremigen Nachtisch gereicht werden soll, bleibt jedem natürlich selbst überlassen. Ich habe mich für ein selbstgemachtes Salz-Karamell entschieden. Das kann in flüssiger Form darüber gegeben werden oder als Bonbon dazu gereicht werden. Die Karamell-Bonbons sind haltbar und können auch nach einer Woche noch gelutscht werden.




Als Bonbon getarntes Karamell-Aphrodisiakum 

Für das Karamell den Boden des beschichteten Topfes gut mit Zucker bedecken und erhitzen. Dabei den Zucker in Bewegung halten und gold-braune Körner nach oben rühren, damit alle Zuckerkristalle gleichmäßig Farbe bekommen und einen schönen Karamell-Ton annehmen. Nun die Butter stückchenweise unterrühren bis sich eine homogene Maße bildet. Zum Schluss mit etwa 100 Milliliter Sahne aufgießen und einen Esslöffel Meersalz einrühren. Wie fest das Karamell letztendlich sein soll, entscheidet die Menge Butter: Je mehr Butter desto weicher, bzw. zähflüssiger ist es und bleibt es auch. Ist der Butter- und Sahneanteil gering, wird das Karamell, wenn es abkühlt ist, hart.  Ich habe winzige Gugel-Silikonförmchen für meine Bonbons gewählt. So hab ich das köstliche selbstgemachte Karamell immer auf Vorrat und kann es spontanen Besuchern als Bonbon zum Kaffee oder geschmolzen über einem Eis servieren. 

Meine neuste Entdeckung: Das Karamell in einem Mörser zu kleinen Karamellsplittern zerstoßen und mit Früchten unter den Frühstücksjoghurt rühren.